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Zeit: 12.02.2014, 15:00 Uhr Ort: Raum P-702 im Paulinum der Universität Leipzig, Augustusplatz 10.
Semantische Technologien in der Reisebranche mit Lars Göhler und Andreas Both
Angebote in Reiseportalen können heute weitgehend nur nach Zeiträumen, Orten und Preisen durchsucht und gefiltert werden. Semantische Technologien erlauben hier deutlich flexiblere Auszeichnungs- und Suchmöglichkeiten. Herr Göhler wird solche Ansätze in einem Impulsbeitrag genauer darstellen. Herr Göhler gab zunächst einen kleinen Überblick über die Bedeutung semantischer Technologien in der Reisebranche und die aktuell verwendeten Techniken. Die Reisebranche ist eine der wichtigsten Branchen, in denen der Wechsel zu digitalen Technologien zu wesentlichen Umwälzungen geführt hat und noch führt. Die Datenmenge hat sich in diesem Bereich alle zwei Jahre verdoppelt, so dass dezentral ausrollbare semantische Auszeichnungskonzepte sowohl für die großen Suchmaschinen wie Google als auch Betreiber der Top-Portale der Reisebranche wie Unister eine wichtige Rolle spielen.Dabei spielen sowohl die Entwicklung allgemein akzeptierter Ontologien (insbesondere die Formalisierung von Relationen) als Grundlage einer formalisierten Konzeptualisierung als auch konkrete Einbettungstechniken entsprechender Informationen in HTML-Seiten als die (noch immer) dominierende Form der Informationsdarstellung im Internet eine wichtige Rolle. Für zweiteres haben sich die von Google konzipierten Rich Snippets als erweiterungsfähiges Konzept weitgehend durchgesetzt, das die Einbettung semantischer Information in klassische HTML-Seiten auf verschiedene Weise (Mikrodaten, Microcode, RDFa) erlaubt.
Das größte Problem dieses Ansatzes ist die Bindung an vorgegebene Vokabulare, insbesondere das von den Suchmaschinenbetreibern gemeinsam entwickelte Vokabular schema.org, denn dieses ist primär auf die Bedürfnisse der Suchmaschinenbetreiber ausgerichtet und kann auch nur schwer in einem kollaborativen Prozess weiterentwickelt werden, da Schemaerweiterungen "hart kodiert" werden müssen. An dieser Stelle machen sich die eingeschränkten Entwicklungsmöglichkeiten von Kommunikationskonzepten bemerkbar, in denen nicht auch über die Ontologien selbst verhandelt werden kann.
Komplexe, allgemein akzeptierte Reiseontologien existieren (noch) nicht, und Herr Göhler fragte, ob solche Ontologien überhaupt realistischerweise zu erwarten sind. Heute verbreitete Reiseontologien erlauben vor allem die Verständigung über Zeit, Ort und Preis von Reisen. Entsprechende domänenspezifische Standardisierungen lassen sich nur in "neutralen" Domain-Gremien vereinbaren, deren Bedeutung als Domain Task Forces (DTF) spätestens mit der OMG klar geworden ist. Im Bereich der Reiseontologien wird diese koordinierende Rolle von der OpenTravel Alliance wahrgenommen, die allerdings nicht zu den OMG DTF gehört.
Parallel hierzu sind Technologien und Produktlösungen zu entwickeln, mit denen die komplexen E-Commerce-Prozesse sowohl von der Buchungs- als auch der Abwicklungsseite her unterstützt werden können, wobei zu berücksichtigen ist, dass die meisten Reiseportale selbst nicht als Reiseveranstalter auftreten, sondern nur als Vermittler, was zusätzliche Anforderungen an die B2B-Schnittstelle zwischen Vermittlern und Reiseveranstaltern stellt. Hier nannte Herr Göhler fact-finder.de als eine Standardlösung, die gern als Portallösung eingesetzt wird, um Angebote verschiedener Veranstalter aufzunehmen und vergleichend darzustellen.