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Außenansicht des Aquariums des Verschwörhaus. CC BY, Silvan Reiser
Update: Die Stadt Ulm will den Ehrenamtlichen ihren Namen wegnehmen und wirft den Verein Verschwörhaus e.V. mit seinen Ehrenamtlichen, Freunden, offenen Terminen und Angeboten aus den Räumen am Weinhof. Die bisherigen Verhandlungen waren erfolglos und die Stadtverwaltung ließ keinerlei Verständnis für das ehrenamtliche Engagement erkennen. Nun benötigt der Verein eure Unterstützung – den Aufruf des Vereins findet ihr hier. Bitte teilt diesen Beitrag und unterstützt diesen wichtigen offenen Treffpunkt/Freiraum in Ulm!
Am 6.5.2022 berichtete der SWR über das im Hauptausschuss beschlossene neue Nutzungskonzept der offenen Werkstatt Verschwörhaus. Hintergrund ist ein vorausgegangener Streit um die Rechte am Namen “Verschwörhaus” sowie an der Ausrichtung des, weit über Ulm hinaus, bekannten Freiraums.
Das Verschwörhaus ist ein offener Treffpunkt in Ulm, in dem sich engagierte Menschen kritisch zu digitalpolitischen Themen austauschen können. In dem sie aber vor allem Technik und Netzkultur gemeinsam erleben und ausbauen können.
Wir, die Autor:innen und Unterzeichner:innen dieses Briefes sind der festen Überzeugung, dass dieser kritische Freiraum dringend erhalten bleiben muss. Die vielen Ehrenamtlichen des Verschwörhaus haben in den vergangenen Jahren einen fundamentalen Beitrag zur Digitalisierung beigetragen. Sie haben deutschlandweit wichtige Impulse gesetzt und mit Leidenschaft für offene Konzepte gestritten.
Seit das damalige Stadtlabor Ulm 2016 initiiert und gegründet wurde, hat es sich für alle, die sich für die digitale Transformation der Verwaltung, für Open Data und eine neue Zusammenarbeit zwischen Staat und (digitaler) Zivilgesellschaft engagieren, in kürzester Zeit zu einer beispielgebenden Initiative entwickelt. In keiner anderen Kommune in ganz Deutschland ist bislang eine solche verwaltungsseitig unterstützte Community entstanden, die die digitale Transformation der Stadt mit riesigem Enthusiasmus, viel Engagement und großer Expertise voranbringt und konstruktiv-kritisch begleitet. Mehr noch: Viele andere Kommunen partizipieren und profitieren ganz entscheidend von den Ideen und der fachlichen Umsetzung dieser Ideen durch die Ehrenamtlichen aus dem Verschwörhaus – was gleichwohl Ulm weit über deren Stadtgrenzen hinaus Sichtbarkeit garantiert.
Ein plakatives Beispiel stellt das Ulmer LoRaWAN Netz dar: hierzu hatte die Stadtverwaltung Herrenberg den ersten Termin mit der Verschwörhaus Community im Januar 2018. Seitdem wurde das Betriebskonzept für ein offenes IoT Netz z.B. von der Stadt Herrenberg, dem re@di-Verbund in Mittelbaden sowie dem Landkreis Böblingen übernommen. Darüber hinaus wurde das Konzept Community-Netz - verbunden mit OpenData - vom Digitalgipfel der Bundesregierung in dem Positionspapier "OpenRegion" übernommen.
Für uns stand immer fest: Die Stadtverwaltung von Ulm hat verstanden, was sie am Verschwörhaus und an dieser einmaligen Community hat. Sie hat auch verstanden, dieser Community die Freiräume zuzugestehen, die es braucht, wenn man die Idee einer „Smart City“ mit Leben füllen möchte. Wenn man die digitale Transformation ernsthaft, proaktiv und zukunftsweisend, nachhaltig, Mehrwert stiftend, vor allem aber für die Bürger:innen und mit den Bürger:innen gestalten möchte.
Mit der jüngsten Entscheidung zum neuen Nutzungskonzept wird all dies in Frage gestellt. Mehr noch. Die Stadt Ulm – und mit ihr auch die anderen, mit dem Verschwörhaus vielfältig verbandelten Kommunen – werden erfahren, was für uns schon heute absehbar ist: Es ist nicht möglich, als Verwaltung das zu kompensieren, was eine Gruppe engagierter Ehrenamtlicher reißen kann. Nicht monetär, vor allem aber nicht inhaltlich.
Wir als Freunde und Unterstützer des Verschwörhaus hoffen, dass die Stadt Ulm diesen riesigen Schatz weiterhin bewahrt und pflegt und ihn nicht grundlos und leichtfertig zerstört. Denn: Selbst, wenn Name und Ort bestehen bleiben – ohne die ehrenamtliche Community wird ein solches Haus keine echte Wirkung mehr erreichen.
Wir hoffen trotz allem, dass dieses einzigartige städtische Ökosystem bestehen bleibt und sich dafür weiterhin viele Unterstützer:innen finden - aus der Stadt Ulm und ganz Deutschland.
Wir hoffen, dass trotz aller Differenzen und Konflikte ein Weg gefunden wird, um gemeinsam konstruktiv-kritisch an diesem "Ulmer Schatz" weiterzuarbeiten. Dazu zählt insbesondere auch die Anerkennung, dass die Namensrechte beim Ehrenamt liegen und die Stadt sich dieser nicht bemächtigen darf.
Wir hoffen, dass eine freie und unabhängige digitale Vereinsarbeit gelingen wird, ggf. auch ganz unabhängig von der Stadtverwaltung und an anderem Ort.
Das Verschwörhaus ist längst nicht mehr alleine für die Stadt Ulm prägend. Es trägt auch ganz entscheidend zur digitalen Transformation vieler anderer Kommunen in ganz Deutschland bei.
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Czisch, sehr geehrte Damen und Herren,
schauen Sie sich nochmal ganz genau an, was von den Ehrenamtlichen des Verschwörhauses in den letzten Jahren an Inspiration und ganz konkreten Beiträgen geschaffen wurde. Versuchen Sie zu erkennen, unter welchen Bedingungen dies geschehen konnte. Zerstören Sie nicht ohne Not eine solch einzigartige Gemeinschaft. Überlassen Sie den Namen und sorgen sie für den notwendigen Freiraum.
Du möchtest unser Anliegen unterstützen? Unterzeichne den offenen Brief, teile ihn unter #vshbleibt in den sozialen Netzwerken, sprich mit Deinen Mitmenschen darüber oder unterstütze das Verschwörhaus direkt durch eine Spende. Werde aktiv und lass uns ein Zeichen für digitale Freiräume setzen – sie sind die Basis einer erfolgreichen und kritischen Netzpolitik!
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