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In der Stadtbibliothek fiel mir ein Buch in die Hände namens "Philosophie der Logik" (engl. "Thinking about logic"). Im ersten Kapitel geht es um Theorien der Wahrheit, und ich bin immer wieder hängen geblieben, als es darum ging, Aussagen zu definieren und diese den Gegenständen in der Welt zuzuordnen. Und zwar bin ich an eben den Gegenständen hängen geblieben. Anscheinend hat sich bei mir die Idee festgesetzt, dass Gegenstände ein Produkt unseres Denkens bzw. unserer Wahrnehmung sind und an sich so nicht existieren. Wir suchen nach Mustern in unserer Wahrnehmung und teilen basierend darauf die Welt in Begriffe ein, die für Gegenstände stehen sollen - aber ob es diese Gegenstände gibt, ob sie so existieren, wie wir sie in unserem Kopf abbilden, ist erst einmal dahin gestellt. Die Wissenschaft sagt z.B., dass auf tieferer Ebene etwas ganz anderes existiert, nämlich ein Haufen Teilchen, die gleichzeitig Wellen sind, und einander über Kräfte beeinflussen. Zen lehrt, dass Verstand und Sprache an ihre Grenzen stoßen und letztlich versagen, wenn es um die letzte Wirklichkeit der Welt geht. Aber wie diese genau aussieht ist für meine Argumentation erst einmal nicht entscheidend. Wenn ich jedenfalls etwas sehe, das ich als Schraubenschlüssel identifiziere, heißt das nicht unbedingt, dass in der Welt auch ein Schraubenschlüssel-Objekt existiert, das meiner Wahrnehmung entspricht.
Als ich diesen Ansatz so reflektierte, fragte ich mich, wie es kommt, dass wir in unserer Wahrnehmung die Welt in Begriffe aufteilen, wenn sie doch in Wirklichkeit gar nicht auf diese Art strukturiert ist. Und nicht nur, wie es dazu kommt, sondern auch warum es funktioniert - schließlich haben wir ein weitestgehend konsistentes Bild von der Welt und den angeblichen Gegenständen in ihr und können sehr oft sehr gute Voraussagen darüber treffen, was passiert, wenn diese Gegenstände in dieser oder jener Weise angeordnet sind.
Und so kam ich zu der Überlegung, dass die "Gegenständlichkeit" vielleicht keine grundlegende Eigenschaft der Welt ist, sondern so etwas wie ein emergentes Phänomen: Die Art, wie die Welt aufgebaut ist, hat zur Folge, dass die Betrachtungsweise, sie in Gegenstände aufzuteilen, eine gute und hilfreiche Sichtweise der Welt ist - zumindest auf der Ebene der menschlichen Wahrnehmung.
Das war so die Erkenntnis, die mir vorher gefehlt hat und die mich gerade ziemlich fasziniert. Gegenstände existieren vielleicht nicht außerhalb unseres Denkens - aber sie liefern eine verdammt gute Beschreibung der Welt. Dann habe ich noch etwas weiter gedacht, wieder zurück zur Logik und weiter zur künstlichen Intelligenz:
Die Logik beschreibt letztendlich auch Gegenstände, mögen diese auch recht abstrakt sein, z.B. Aussagen und ihre Verknüpfungen. Damit bewegt sie sich aber auf der Ebene unserer Wahrnehmung und kann vielleicht gar nicht auf einer tieferen Ebene die Welt beschreiben. Da nun Computer sich stark auf Logik verlassen, aber Logik ein Produkt unseres Denkens (unserer Intelligenz?) ist, und nicht eine Grundlage, könnte es sein, dass Logik und damit auch Computer ungeeignet sind, um etwas wie Denken (Intelligenz) nachzubauen.